Die Vitrine ist das moderne Zeigemöbel. Schon im 18. Jahrhundert präsentierten Sammlerinnen ihre Kabinettschränke dank Glasfronten offen, im Laufe des 19. Jahrhunderts offerierten Kaufhäuser besonders kostspielige Waren immer häufiger hinter Glasscheiben. Die gläsernen Möbel führen vor Augen, ermöglichen Intimität, schaffen Distanz und schützen zugleich vor Beschädigung. Diese Funktionen vereinen auch Glasbehältnisse in Religion oder Medizin, etwa wenn Reliquien in Glasbehältern oder menschliche Organe in Präparategläsern aufbewahrt werden. In den halböffentlichen Zwischenräumen vieler Institute auf dem Göttinger Campus stehen Vitrinen. Sie ermöglichen flexible Ausstellungen im Kleinformat. So können Wissenschaftlerinnen ihren Kolleg*innen, den Studierenden und der Öffentlichkeit Einblicke in die Forschung geben.
Diese Vitrine stand lange Zeit auf dem Flur zum Hörsaal des Göttinger Instituts für Zoologie und Anthropologie. Seit 2015 wurden darin menschliche Gebeine ausgestellt, um die Methoden der morphologischen Alters- und Geschlechtsbestimmung zu veranschaulichen. Kürzlich musste die Vitrine jedoch abgebaut werden, da ihr Standort nahe einer Treppe ein zu großes Unfall- und Verletzungsrisiko barg. In Museen wird Vitrinenglas heute meist mit Glassplitterfolie beklebt oder thermisch vorbehandelt. Dadurch lässt sich kontrollieren und sichern, wie Glas bricht.

Profilvitrine, ohne Jahr
180 x 200 x 50 cm
Flachglas, Aluminium, Kunststoff
Johann Friedrich Blumenbach-Institut für Zoologie und Anthropologie,
Abteilung Historische Anthropologie und Humanökologie,
Georg-August-Universität Göttingen